Aktualisiert am 6. Januar 2016
Die letzten vier Jahre waren sehr turbulente Jahre für den Goldpreis. So sank er zwischen 2012 und 2015 in Euro gemessen um 17%. Die zukünftige Entwicklung des Goldpreises hat verständlicherweise eine hohe Bedeutung für Goldanleger. Wir versuchen im Folgenden, mögliche Szenarien zur Preisentwicklung über die kommenden Jahre zu analysieren.
Während der Goldpreis in US-Dollar gemessen 2014 über das Jahr betrachtet konstant war, ist er in Euro um 14% gestiegen. Dies ließ sich teilweise auf die Abschwächung des Euro gegenüber dem US-Dollar zurückführen.
Im Jahr 2015 sank der Goldpreis gemessen in US-Dollar um 12%. Hauptgrund dafür war ein steigender Dollarkurs. In Euro betrug der Rückgang über das Jahr gesehen nur 2%.
In welche Richtung wird sich der Goldpreis 2016 und in den kommenden Jahren bewegen? Im Folgenden werden wir die möglichen Einflussfaktoren auf den Goldpreis analysieren.
Die Schmucknachfrage machte 2014 ungefähr 55 % der Gesamtnachfrage nach Gold aus. Die Nachfrage aus dem Investmentbereich – welche die Nachfrage nach Barren und Münzen sowie börsengehandelten Fonds (ETFs) und anderen Wertpapieren auf Gold umfasst – betrug 23%. Die restlichen 22% der Nachfrage nach Gold ließen sich auf den Bereich Technologie (10%) und die Nachfrage der Zentralbanken (12%) zurückführen.
Die gesamte Goldnachfrage gemessen in Tonnen sank 2014 von 4.087,6 Tonnen (t) um 4% auf 3,923.7t. Hauptgrund dieser Entwicklung war der Rückgang in der Goldnachfrage aus China um 33%. Im Jahr 2013 hatte es allerdings auch ein sehr starkes Wachstum der Nachfrage in China gegeben.
Die leichte Erholung der Nachfrage nach Goldschmuck in Indien, die 2014 um ca. 8% gestiegen ist, sowie die stärkere Nachfrage aus dem Vereinigten Königreich und den USA waren nicht ausreichend, um die geringere Nachfrage aus China auszugleichen.
Im Jahr 2014 ist die gesamte Investment-Nachfrage nach Gold um 2% gestiegen, von 885,4t auf 904,6t. Während die Nachfrage nach Barren und Münzen um 40% sank, verringerten sich die Abflüsse der ETFs um 159,1t und stellten damit eine geringere Belastung als in den Vorjahren dar. Die Menge an Tresorgold, die von den führenden Anbietern BullionVault und GoldMoney verwahrt wird, blieb seit 2013 ungefähr konstant. Im März 2015 betrug das verwahrte Tresorgold dieser Anbieter ungefähr 53 Tonnen.
Insgesamt lag die Investment-Nachfrage 2014 damit auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Wirtschaftskrise. Die Normalisierung der Investment-Nachfrage könnte durch die Erholung der Weltwirtschaft, vor allem in den USA, erklärt werden.
Die Nachfrage von Seiten der Zentralbanken ist 2014 um 12% gestiegen – von 409,3t auf 477,2t – und liegt damit nahe beim Hoch der letzten 50 Jahre. Die Unsicherheit aufgrund der politischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine sowie die daraus resultierenden Sanktionen bewegten Russland dazu, seine Goldreserven um 173t zu vergrößern. Dieser Anstieg entsprach 36% der gesamten Nachfrage von Zentralbanken im Jahre 2014.
Im Gegensatz dazu hat sich die Nachfrage nach Gold aus dem Technologiesektor (Elektronik, Medizin u. ä.) um 5% verringert. Grund ist ein verstärkter Einsatz alternativer Materialien.
Das Angebot an Gold ist 2014 mit 4.278 Tonnen in etwa konstant zum Vorjahr geblieben. Während die Minenproduktion um 145t anstieg, fiel das Angebot von recyceltem Gold um etwa 140t.
Die negative Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem Wert anderer Währungen ist weithin bekannt. Im Jahr 2014 erhöhte sich der Wechselkurs des US-Dollars gegenüber anderen Währungen aufgrund der Erholung der US-Wirtschaft. Dies führte zu einem sinkenden Goldpreis in US-Dollar. Auf der anderen Seite stieg der Goldpreis in Euro um 14% aufgrund der Abschwächung des Euro gegenüber dem Dollar.
Die Analysen des World Gold Council legen nahe, dass Zinssätze keinen eindeutigen Einfluss auf den Goldpreis haben. Die Investment-Nachfrage nach Gold könnte durch eine Veränderung der Zinssätze beeinflusst werden, da hohe Zinsen die Opportunitätskosten von Goldanlagen erhöhen. Gold-Investments erbringen im Gegensatz zu den meisten Anlagealternativen keine Zinsen oder Dividenden. Aber es gibt auch andere Faktoren wie zum Beispiel erhöhte Inflationsraten in Zeiten höherer Zinsen, die es schwierig machen, eine klare Korrelation vorherzusagen. Wichtig bei der Betrachtung sind die Realzinsen, also die Nominalzinsen abzüglich der Inflationsrate. Sind diese positiv, werden Investments in Gold unattraktiver.
Während der Goldpreis 2015 in US$ gemessen mehr oder weniger konstant über das gesamte Jahr geblieben war, sank der Preis für Rohöl drastisch von 115 $ pro Barrel im Juni 2014 auf 49 US $ pro Barrel Anfang 2015. Zu Beginn des Jahres 2016 steht der Ölpreis sogar bei weniger als 35 US $.
Rohöl als eine der bedeutendsten Energiequellen trägt wesentlich zu Inflations- bzw. Deflationsdruck bei. Die meisten Wirtschaftswissenschaftler und Analysten gehen davon aus, dass ein weiterer Rückgang des Ölpreises zur Disinflation oder sogar Deflation führen könnte. Die Entwicklung des Goldpreises könnte je nach Ursachen der Deflation erheblich variieren, in der Regel zeigen Sachanlagen zwar eine unterdurchschnittliche Entwicklung in einem deflationären Umfeld, werden die wirtschaftliche Ängste jedoch durch eine deutlich deflationäre Entwicklung befeuert, gilt Gold in diesen Situationen oft als sicherer Hafen.
Die insgesamt stabile Entwicklung der meisten Aktienmärkte im Jahr 2014 und 2015 trug auch dazu bei, dass alternative Anlagen wie Gold eher unattraktiv waren.
Das Jahr 2015 begann mit verstärkten Sorgen über den Zustand der Weltwirtschaft aufgrund globaler Ereignisse wie den negativen Auswirkungen der stark gesunkenen Rohölpreise auf einzelne Unternehmen und Länder, die wachsenden Spannungen in der Eurozone verschärft durch die erneute Diskussion um den Austritts Griechenlands aus der Euro-Zone, zahlreiche geopolitische Herausforderungen, wachsenden disinflationären Druck in bestimmten Regionen sowie den potenziell wachstumsdämpfenden Effekten aus der erwarteten Verschärfung der Geldpolitik der FED.
Diese Bedenken spiegelten sich in der Goldpreisentwicklung wider. Die Angst, dass Griechenland die Eurozone verlassen könnte, trugen zu der positiven Kursentwicklung von Gold im Januar bei. Die folgenden Monate wurden von der Angst einer möglichen Zinserhöhung der FED bestimmt und die Anleger hielten sich bei Investitionen in Gold zurück.
Es bleibt die bedeutende Gefahr einer Deflation in einigen Regionen der Welt bestehen. Gold könnte im Fall von Deflation, die meist mit einem Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung einhergeht, als Absicherungsinvestment wieder an Attraktivität gewinnen.
Ein anderes Szenario ist ein verstärktes Wachstum der Weltwirtschaft. Dieses könnte die Nachfrage nach Goldschmuck und Investitionen aus Wachstumsmärkten steigern, aber es würde wahrscheinlich auch die Nachfrage in westlichen Ländern bremsen, da die wirtschaftlichen Risiken in einem solchen Szenario geringer eingeschätzt werden. Die Nachfrage nach Gold von Seiten risikoscheuer Anleger ist in den letzten Jahren bereits deutlich gesunken.
Ein Zinserhöhungszyklus, wie er in den USA für den Herbst angekündigt war und Ende 2015 auch gestartet ist, macht Anlageformen in festverzinsliche Wertpapiere tendenziell attrativer. Aktien- und Sachwerte-Investments leiden in der Regel unter Zinserhöhungen. Wie deutlich die Zinserhöhungen weitergehen werden, läßt sich aufgrund der wenig stabilen wirtschaftlichen Lage – beispielsweise der jüngsten Kursrückgänge zu Beginn 2016 in China – nicht vorhersagen.
Auf der anderen Seite könnten Faktoren wie eine mögliche globale Krise das Bewusstsein für die Gefährdung der Wirtschaft schnell zurückbringen. Die Bedrohungen für den Euro und die Eurozone sind noch nicht verschwunden – eine Verschlechterung der Situation könnte schnell die Anlagepräferenzen in der EU und potenziell darüber hinaus verändern.
Wenn man einen Blick auf die aktuellen Schätzungen von Analysten wirft, wird offensichtlich, dass die Prognosen sehr stark schwanken.
So vermutet die Commerzbank, dass der Druck auf den Goldpreis im ersten Halbjahr 2015 aufgrund von Spekulationen über eine US-Zinserhöhung steigen werde. Sobald der Zinserhöhungszyklus läuft, würde dieser Druck wahrscheinlich nachlassen. Die Analysten der Commerzbank nehmen an, dass im Jahr 2016 ein kurzer Anstieg des Goldpreises zu sehen sein wird.
Im Gegensatz zu dieser Schätzung prognostiziert ABN AMRO einen wesentlichen Rückgang des Goldpreises für das Jahr 2015 auf US-Dollar 925 pro Feinunze und einen weiteren Rückgang im Jahr 2016. Laut ABN Amro würde dieser Rückgang vor allem auf den starken US-Dollar und höhere Zinsen in den USA zurückzuführen sein, die zu einer Verminderung der Investment-Nachfrage nach Gold führen würden.
Die Weltbank prognostiziert einen Rückgang des Goldpreises auf lange Sicht aufgrund der Tatsache, dass die Investoren Gold im Vergleich zu den Vorjahren weniger als „sicheren Hafen“ einschätzen würden. Im Dezember 2015 erwartete die kanadische Scotiabank für 2016 eine Bandbreite des Goldpreises von 950 – 1.280 US-Dollar pro Feinunze.
Die Analysten der Scotiabank meinen, dass 2016 der Goldpreis nach langer Korrektur möglicherweise seinen Status aus „Sicherer Hafen“ zurückerlangen könnte und damit Nachfrage und Preis steigen könnten. Voraussetzung wäre, das Anleger sich wieder verstärkt Sorgen um ihr Geld machen. Dies könnten zum Beispiel durch steigende Zinsen in den USA und ein damit einhergehend wachsendes Bewusstsein für die riesigen Schuldenberge oder durch Einbrüche an den Aktienmärkten geschehen.
Die breite Palette von Prognosen spiegelt die Schwierigkeiten einer mittel- bis langfristigen Vorhersage des Goldpreises wieder. Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen können. In der Vergangenheit zeigten die meisten Analysten eine schwache Trefferquote bei der Vorhersage der Goldpreisentwicklung. Grundsätzlich scheinen die Prognosen eher dem momentanen Goldpreistrend zu folgen, als ihn richtig vorauszusagen.
Dies bedeutet, dass der zukünftige Goldpreis nicht verlässlich vorhergesagt werden kann. Eine ganze Industrie von Analysten, Händlern und anderen lebt davon, den zukünftigen Goldpreis zu prognostizieren. Jeder Anleger sollte oder muss sich seine eigene Meinung bilden und die unvermeidbaren Unsicherheiten anerkennen.
Der Goldpreis ist über die vergangenen Jahr stark gefallen. Dies kann im Nachhinein anhand der vorher genannten Einflüsse erklärt werden. Wie man sich als Anleger für 2016 positioniert, hängt davon ab, ob man das Szenario einer sich erholenden Weltwirtschaft mit moderaten aber nicht weiter fallenden Ölpreisen für wahrscheinlicher hält oder ob man die Risiken einer Deflation, der schwelenden Euro-Krise, geopolitischer Konflikte – ganz aktuell zum Beispiel Iran-Saudi Arabien – oder eines sich abschwächenden Wirtschaftswachstums höher gewichtet.
Wir glauben, dass Gold aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften weiterhin einen Beitrag zur Diversifizierung von Anlageportfolios leisten kann. Unter Risikogesichtspunkten sollte der Anteil von Gold am Gesamtportfolio allerdings für die meisten Anleger moderat sein.
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