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Artikel zum Thema Goldanlage

Gold-Zertifikate

21. Juni 2011

Private Anleger können mittels Gold-Zertifikaten auf verschiedene Preisentwicklungen von Gold setzen. Für sicherheitsorientierte Anleger eignen sich Zertifikate aber eher nicht als Anlageform.

Zertifikate sind Wertpapiere. Genauer gesagt handelt es sich bei ihnen um Schuldverschreibungen. Sie werden von Banken herausgegeben (emittiert). Die Wertentwicklung von Zertifikaten hängt von der Wertentwicklung anderer Finanzprodukte ab und wird im jeweiligen Angebots-Prospekt für das Zertifikat beschrieben.

Zertifikate werden regelmäßig an der Börse gehandelt. Anleger können Zertifikate über ihre Banken oder (Online-)Broker kaufen, sie benötigen dazu ein Wertpapier-Depot.

Was ist ein Gold Zertifikat?

Die Investition in Gold-Zertifikate ist eine der möglichen Formen der Goldanlage. Es gibt in Deutschland viele tausend verschiedene Zertifikate, deren Wertentwicklung von der Entwicklung des Goldpreises abhängig ist. Zertifikate auf Rohstoffe und damit auch Edelmetalle werden als Exchange Traded Commodities (ETC) bezeichnet.

Arten von Gold-Zertifikaten

Es gibt verschiedene Typen von Gold-Zertifikaten:

Index-Zertifikat auf Gold

In der einfachsten Form eines Index-Zertifikates auf den Goldpreis hängt der Auszahlungsanspruch aus dem Zertifikat direkt von der Entwicklung des Preises einer bestimmten Menge Gold, zum Beispiel eine Unze oder einen Teil einer Unze, ab. Der Preis des Zertifikates entwickelt sich in diesem Fall entsprechend dem Goldpreis in US-Dollar.

Quanto-Index-Zertifikat auf Gold

Neben den einfachen Index-Zertifikaten auf Gold, deren Wertentwicklung direkt vom Goldpreis abhängig ist, gibt es auch sogenannte Quanto-Zertifikate. Der Begriff “Quanto” steht dafür, dass das Zertifikat “währungsgesichert” ist. Bei einem Index-Zertifikat auf Gold bedeutet das, das der Wert des Zertifikats sich entsprechend dem Goldpreis in US-Dollar entwickelt. Damit hat ein sich verändernder Umrechnungskurs von US-Dollar zu Euro keine Auswirkung auf den Wert des Zertifikats. Diese Absicherung kostet den Anleger im Normalfall Geld. Wie wir im Artikel Währungsabsicherung der Goldanlage beschrieben haben, ist eine solche “Absicherung” aus unserer Sicht meist nicht sinnvoll, da Gold zwar vorrangig in US-Dollar gehandelt wird, es aber keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und dem Kurs des US-Dollars gibt.

Discount-Zertifikat auf Gold

Discount-Zertifikate ermöglichen dem Anleger den Einstieg in einen Basiswert – in diesem Falle Gold – zu einem Abschlag (“Discount”) gegenüber dem aktuellen Kurs des Basiswertes. Im Gegenzug für den günstigeren Einstiegskurs ist das Kurspotenzial nach oben durch den sogenannten “Cap” beschränkt. Der “Cap” bestimmt den maximalen Anlageertrag. Steigt der Goldpreis höher als durch das “Cap” definiert, profitiert der Anleger davon nicht mehr, sondern erhält nur den festgelegten Höchstbetrag.

Ein Discount-Zertifikat bietet durch den Rabatt beim Kauf einen gewissen Sicherheitspuffer. Verluste fallen erst an, wenn der Discount aufgebraucht ist. Anleger erkaufen sich diesen Sicherheitspuffer durch eine Begrenzung des maximal möglichen Gewinnes.

Bonus-Zertifikat auf Gold

Ein Bonuszertifkat ist durch eine Sicherheitsschwelle sowie durch eine Bonus-Schwelle gekennzeichnet. Zum Zeitpunkt der Ausgabe des Zertifikats wird die Sicherheitsschwelle als ein Preis unterhalb des aktuellen Goldpreises festgelegt. Die Bonus-Schwelle wird dagegen als ein Goldpreis oberhalb des Wertes zum Zeitpunkt der Ausgabe festgesetzt.

Notiert der Goldpreis am Ende der Laufzeit über der Bonus-Schwelle und hat er die Sicherheitsschwelle während der Laufzeit niemals berührt oder unterschritten, so partizipieren die Anleger vollständig vom Goldpreisanstieg. Die Wertentwicklung des Zertifikates folgt in diesem Fall der prozentualen Wertentwicklung des Goldes.

Liegt der Goldpreis am Ende der Laufzeit unter der Bonusschwelle, hat aber die Sicherheitsschwelle nach unten nie berührt oder unterschritten, so erhalten die Anleger einen Festbetrag. Der Ertrag für die Anleger liegt dabei über dem Ertrag bei einem vergleichbaren Direktinvestment in Gold. Wenn der Goldpreis unter die Sicherheitsschwelle fällt oder diese berührt, erhalten Anleger dagegen keinen Bonus und partizipieren auch an möglichen Kursverlusten des Basiswertes. Die prozentuale Wertentwicklung des Zertifikats entspricht in diesen Fällen der Goldpreisentwicklung.

Beim Erwerb von Bonus-Zertifikaten ist regelmäßig ein Aufgeld fällig. Dieses ist bei Renditebetrachtungen zusätzlich zu berücksichtigen, da es den Ertrag mindert.

Turbo-Zertifikat auf Gold

Der Wert von Turbo-Zertifikaten entwickelt sich ähnlich wie bei Futures entsprechend der Wertveränderung des Basiswertes, also in diesem Falle des Goldpreises. Bei Turbo-Zertifikaten handelt es sich um Hebel-Zertifikate: Der Wert des Zertifikats entwickelt sich in Abhängigkeit vom Bezugsverhältnis überproportional im Verhältnis zur Wertveränderung des Basiswertes. Bei einem Zertifikat mit einem dreifachen Hebel muss beispielsweise durch den Anleger nur ein Drittel des Basispreises investiert werden, um voll an der Wertentwicklung des Basiswertes zu partizipieren. Durch diesen Hebel sind mit einem Turbo-Bull-Zertifikat, das auf steigende Preise setzt, bei einem Kursanstieg des Goldes große Gewinne, die höher als die Gewinne eines vergleichbaren direkten Gold-Investments sind, möglich.

Auf der anderen Seite sind aber auch die möglichen Verluste höher. Jedes Turbo-Zertifkat besitzt eine sogenannte Stopp-Schwelle. Fällt der Basiswert – in diesem Fall der Goldpreis – unter die jeweilige Schwelle, so wird das Turbo-Zertifikat vorzeitig fällig und die eingesetzte Summe ist vollständig oder zu einem großen Teil verloren. Die Stopp-Schwelle wird auch als Knock-Out-Schwelle bezeichnet. Die Begriffe Turbo-Zertifikat, Hebel-Zertifikat und Knock-Out-Zertifkat werden weitgehend synonym verwendet.

Gold-Bear oder Gold-Short-Zertifikate

Mit den obengenannten Hebel- oder Turbo-Zertifikaten können Anleger nicht nur auf steigende Goldpreise wetten. Es gibt auch sogenannte Bear- oder Short-Zertifkate, mit denen die Anleger an einem fallenden Goldpreis proportional oder überproportional (gehebelt) partizipieren können.

Zertifikate auf Goldminenaktien

Neben den verschiedenen Zertifikaten, die vom Basiswert Gold und damit dem Goldpreis abhängig sind, gibt es auch sogenannte “Basket”-Zertifikate, die einen Korb Aktien von Goldminenunternehmen abbilden und damit an deren Wertentwicklung gekoppelt sind. Die Preisentwicklung von Goldminenaktien ist von der Goldpreisentwicklung abhängig. Allerdings spielen auch unternehmensspezifische Faktoren wie die Qualität des Managements und der Reserven eine große Rolle und bringen eigene Risiken und Chancen mit sich. In unserem Artikel zu Goldminenaktien gehen wir näher auf die Chancen und Risiken der Aktien von Goldminenbetreibern ein.

Weitere Gold-Zertifikate

Neben den beschriebenen Zertifikaten gibt es noch zahlreiche weitere Zertifikate mit exotisch anmutenden Namen wie “Reverse Capped Bonus”- oder “Sprint”-Zertifkate. Ausführliche Beschreibungen finden sich auf den Seiten der Emittenten, wie beispielsweise der Commerzbank oder der Deutschen Bank oder in allgemeiner Form bei Wikipedia unter Zertifikat (Wirtschaft).

Sicherheit von Anlagen in Gold Zertifikate

Zertifikate sind Anleihen oder Schuldverschreibungen. Im Falle eines Zahlungsausfalls des Emittenten besteht das Risiko eines Totalverlustes für den Anleger. Im Unterschied zu Investmentfonds handelt es sich bei Anlagen in Zertifikate nicht um ein Sondervermögen, das gegen einen Zahlungsausfall des Emittenten geschützt ist. Auch die Einlagensicherung der Banken gilt nicht für Schuldverschreibungen und Zertifikate, da es sich bei Ihnen nicht um Einlagen (Bankguthaben) handelt. Eine Auslieferung des Goldes ist im Regelfall nicht möglich, da es sich bei der Anlage nur um ein Versprechen des Emittenten handelt, seine Schuldverschreibung nach dem jeweiligen Stand des Goldpreises zum Zeitpunkt der Fälligkeit auszulösen.

Wie das Beispiel Lehman Brothers gezeigt hat, sind auch große Banken vor einem Zusammenbruch nicht sicher. Ein Investment in Zertifikate ist daher faktisch immer mit einem Emittentenrisiko behaftet, das es bei Bankguthaben oder Investment-Fonds in dieser Form nicht gibt. Auch die Direktanlage in physisches Gold unterscheidet sich in diesem Aspekt von der Vermögensanlage mittels eines Zertifikats: Bei der Direktanlage in Gold wird der Anleger Eigentümer des Goldes. Ein Zahlungsausfall eines möglichen Verwahrers der Goldanlage stellt für den Anleger erst einmal kein Problem dar.

Kosten von Gold-Zertifikaten

Die Kosten eines Zertifikats variieren sehr stark in Abhängigkeit von der Ausgestaltung des jeweiligen Zertifikats. Erwirbt oder verkauft ein Anleger Zertifikate über die Börse, so muss er eine Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis, den sogenannten “Spread”, in Kauf nehmen. Beispielsweise bei Bonus-Zertifikaten wird außerdem zusätzlich ein Aufgeld oder Abgeld fällig. Bei Basket-Zertifikaten, die an die Wertentwicklung eines Aktienportfolios gekoppelt sind, schlägt häufig auch zu Buche, dass Ausschüttungen auf die im Korb enthaltenen Aktien von den Emissionsbanken in der Regel einbehalten werden. Hinzu kommen können etwa Transaktionskosten, die in der Struktur der Zertifikate begründet sind.

Grundsätzlich lassen sich nur schwer allgemeingültige Aussagen zu Kosten von Zertifikaten treffen. Anleger sollten sich mögliche Zertifikate, deren Auszahlungsströme und Kosten im Einzelfall näher anschauen. Leider können die anfallenden Kosten aber häufig nicht vollständig dem Anlegerprospekt entnommen werden. Einfache Index-Zertifikate beispielsweise auf den Goldpreis sind im Normalfall jedoch nur mit moderaten Kosten verbunden.

Besteuerung von Erträgen aus Gold-Zertifikaten

Erträge aus Zertifikaten und damit auch Erträge aus Gold-Zertifikaten unterliegen grundsätzlich der Abgeltungsteuer von 25% zzgl. dem Solidaritätszuschlag sowie gegebenenfalls der Kirchensteuer. Diese Besteuerung gilt nicht nur für Erträge aus Zertifikaten, sondern generell für Erträge aus Wertpapieren und damit auch für Erträge aus Fonds.

Nach einer Haltefrist von einem Jahr realisierte Erträge aus einer Direktanlage in physisches Anlagegold unterliegen dagegen keiner Besteuerung. Weitere Informationen finden Sie in unserem Artikel zur Besteuerung von Goldanlagen.

Fazit – Gold-Zertifikate sind nur für wenige Anleger empfehlenswert

Gold-Zertifikate bieten Anlegern vielfältige Möglichkeiten, nicht nur auf einen Anstieg des Goldpreises, sondern auch auf andere Kursverläufe zu setzen und von diesen zu profitieren.

Unseres Erachtens nach sind diese Zertifikate allerdings oft nur für spekulative Anleger geeignet – wenn überhaupt. Ein gehebeltes Investment in Gold über Turbo-Zertifikate beispielsweise unterliegt deutlich höheren Kursrisiken als eine Direktanlage in Gold. Das Ertragspotenzial ist zwar im Gegenzug höher, aber für den “Normalanleger” ist eine solche Anlage häufig zu riskant.

Da es sich bei Zertifikaten um Schuldverschreibungen der emittierenden Banken handelt, besteht für den Anleger unabhängig von der Entwicklung des Goldkurses immer das theoretische Risiko eines Totalverlustes im Falle eines Zahlungsausfalls des Anbieters.

Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der privaten Anleger Gold als Mittel der Absicherung gegen Wertverlust zum Beispiel in Zuge von Krisen betrachtet. Eine Anlage über Zertifikate ist aus unserer Sicht dafür nicht geeignet. Das Ausfallsrisiko steht im Gegensatz zur Absicherung, die viele Anleger mit einer Goldanlage erreichen wollen. Hinzu kommt für den langfristig orientierten Anleger noch die nachteilige Besteuerung von Erträgen aus Zertifikaten gegenüber der Besteuerung einer Direktanlage in Gold.


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