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Artikel zum Thema Goldanlage

Mögliche Ursachen des Goldpreisrückganges im April 2013

19. April 2013

Der Goldpreis ist von 1.575 US-Dollar am 10. April um mehr als 11% auf 1.395 US-Dollar am Dienstag, den 16. April gefallen. Der Tiefstand im Tageshandel lag mit 1.322 US-Dollar pro Feinunze Gold sogar noch deutlich neidriger.

Seit Dienstag hat sich der Goldpreis ein wenig erholt, er liegt aktuell wieder über 1.400 US-Dollar pro Unze.

Private Anleger sind derzeit natürlich verunsichert. Entsprach der Preisrückgang von Gold nur einer begrenzten Korrektur? Oder müssen sich Anleger auf weitere Einbrüche beim Goldpreis einstellen? Ist der langjährige Anstieg des Goldpreises eventuell sogar erst einmal vorüber?

Mögliche Gründe für den Fall des Goldpreises

Von Analysten, Händlern und anderen hört man derzeit die unterschiedlichsten Erklärungsversuche für den Goldpreisverfall. Im Folgenden führen wir mögliche Begründungen für das plötzliche Absinken des Goldpreises auf und kommentieren diese.

1. Marktkorrektur

Der Goldpreis ist über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren jährlich angestiegen und hat sich in Euro betrachtet ungefähr vervierfacht. Verschiedene Marktteilnehmer haben eine Korrektur des Goldpreises seit geraumer Zeit erwartet. Das Ausmaß des aktuellen Rückganges ist im Vergleich zu früheren Korrekturen des Goldpreises nicht außergewöhnlich. Allerdings sank der Goldpreis diesmal sehr schnell – in US-Dollar betrachtet über 15% (Tagestiefpunkt) innerhalb von nur drei Handelstagen.

2. Goldverkäufe durch Zypern

Am Donnerstag, den 11. April wurde berichtet, dass die Zentralbank von Zypern einen Verkauf der Goldreserven in Erwägung ziehe, um Schulden abzubauen. Viele Quellen nannten dies als eine Ursache für den Rückgang des Goldpreises. Aber der Gesamtwert der zypriotischen Goldreserven lag im Februar 2013 nur bei etwa 550 Millionen Euro. Selbst ein Verkauf des gesamten Bestandes sollte daher keine allzu große, nachhaltige Auswirkung auf den Goldpreis haben. Auf der anderen Seite könnte ein möglicher Verkauf als Blaupause für den Schuldenabbau anderer hoch verschuldeter Länder wie Portugal oder Spanien dienen.

Auch könnte die Ankündigung eines möglichen Verkaufs für sich alleine genommen eine Kettenreaktion unter Investoren ausgelöst haben.

3. Ein Ende der lockeren Geldpolitik

Viele sogenannte „Gold Bugs“ (Fans von Gold) gehören zu den stärksten Verfechtern einer Beendigung der lockeren Geldpolitik insbesondere in den Vereinigten Staaten.

Ironischerweise wird derzeit als eine mögliche Erklärung für den Goldpreisverfall die Erwartung eines möglichen Endes der lockeren Geldpolitik genannt.

Eine lockere Geldpolitik führt dazu, dass viel Geld in verschiedene Anlageklassen und damit auch in Gold fließt. Dies wiederum führt tendenziell zu einem Preisanstieg. Eine Beendigung der lockeren Geldpolitik könnte im Gegenzug zu einem Abfluss von Anlagegeldern und damit einem Preisrückgang auch bei Gold führen. Darüber hinaus bedeutet ein Ende der lockeren Geldpolitik, dass in der Zukunft vielleicht geringere Inflationsrisiken bestehen. Die Angst vor Inflation ist aber ein wichtiges Kaufargument für zahlreiche private Anleger.

4. Wirtschaftliche Erholung

Ein zentraler Grund für die Erwartung, dass die lockere Geldpolitik in den USA enden könnte, wäre die erwartet Erholung der Wirtschaft. Ein stabiles Wirtschaftswachstum führt in westlichen Ländern oft zu steigenden Aktienkursen und einem nachlassenden Interesse an Gold als Anlageklasse.

Interessant ist, dass während die Nachfrage nach Gold in den westlichen Ländern stark durch die Investment-Nachfrage bestimmt wird, welche in Zeiten schwerer wirtschaftlicher Probleme oder Krisen tendenziell hoch ist, in asiatischen Ländern wie China die Goldnachfrage deutlich positiv mit dem Wirtschaftswachstum korreliert ist. Je besser die wirtschaftliche Entwicklung in Ländern wie China, desto höher ist die Nachfrage nach Gold aus diesen Ländern. Grund hierfür ist, dass in diesen Ländern Gold sehr stark für die Schmuckherstellung nachgefragt wird und dass tendenziell die Inflationsraten bei einem schnellem Wirtschaftswachstum hoch sind und Gold damit eine Absicherung gegen Inflation bieten kann.

5. China

Das bringt uns zum nächsten häufig genannten Argument für den Rückgang des Goldpreises: Die jüngsten Daten zum Wirtschaftswachstum in China lagen etwas unter den Erwartungen. Wie oben erläutert, könnte eine Verlangsamung des Wachstums in China zu einer geringeren Nachfrage nach Gold führen. Über die letzten Jahren hinweg ist die Nachfrage nach Gold aus China stark angewachsen. Ein Rückgang dieser Nachfrage könnte den Goldpreis unter Druck setzen.

6. Steuersätze auf Gold-Importe in Indien

Indien ist neben China ein anderer wichtiger Treiber der Goldnachfrage in Asien. Der Rohstoff-Guru Jim Rogers sieht den 50%-igen Anstieg der Einfuhrzölle auf Gold in Indien zu Beginn dieses Jahres als eine weitere, mögliche Ursache für die aktuelle Schwäche des Goldpreises.

7. Bitcoin

Jim Rogers sieht auch den kürzlichen Preiseinbruch der Alternativwährung Bitcoin, die zuvor deutlich im Wert gestiegen war, als potenzielle Ursache für den Rückgang des Goldpreises an. Er argumentiert, dass die meisten Investoren, die bitcoins halten, auch in Gold investiert wären – und damit eventuell nach dem starken Preisrückgang der Bitcoins eigene Goldbestände verkauft hätten.

8. Japan

Der Edelmetallhändler Heraeus sieht die Geldpolitik in Japan als einen möglichen Grund für den jüngsten Goldpreisrückgang an. Die japanische Notenbank hat kurz vor dem Preisverfall Maßnahmen zur Schwächung des Yen angekündigt. Dies trieb den Goldpreis in japanischen Yen betrachtet auf den höchsten (!) Stand der letzten 33 Jahren.

Heraeus argumentiert, dass aufgrund des hohen Goldpreises viele private Goldeigentümer in Japan Gold verkauft hätten.

Interessanterweise könnten gerade aufgrund der großen Verschuldung in Verbund mit der expansiven Geldpolitik die längerfristigen Inflationsrisiken in Japan deutlich steigen – was Gold möglicherweise zu einer attraktiven Anlage für japanische Anleger machen würde.

9. Technische und psychologische Faktoren

Adrian Ash vom Tresorgoldanbieter BullionVault schreibt, dass die jüngsten Kurs-Charts von Gold schrecklich aussehen. Als der Goldpreis zu fallen begann, durchbrach er mehrere technische Unterstützungslinien.

Diese Entwicklung könnte zu einer Kettenreaktion geführt haben, beispielweise durch automatische Verkäufe bei Unterscheitung bestimmter Preisniveaus.

10. Hedge-Fonds

Während viele private Investoren einen langfristigen Anlagehorizont haben, wurden in den vergangen Jahren während der Goldpreis stark anstieg auch große spekulative Positionen durch institutionelle Anleger aufgebaut. Diese Entwicklung wurde durch neue Produkte wie die Gold-ETFs oder Gold-ETCs erleichtert. Professionelle Investoren handeln häufig sehr schnell und die negative Entwicklung des Goldpreises hat sicher zu kurzfristigen Verkäufen durch einige dieser Investoren geführt – was wiederum die Abwärtsbewegung verstärkt haben könnte.

11. Manipulation

Es gibt einige Leute, die Marktmanipulationen für den Rückgang des Goldpreises verantwortlich machen. Ein großer Teil des im professionellen Markt gehandelten Goldes wird nicht physisch sondern auf dem Papier gehandelt, beispielsweise über Futures-Kontrakte. Diese Instrumente können sicherlich Kursbewegungen beschleunigen und verstärken, wir glauben aber nicht, dass sie den Goldpreis nachhaltig wirksam manipulieren.

Aber die kürzeren Reaktionszeiten könnten – vergleichbar mit dem Hochfrequenz-Handel an den Börsen – zu höherer Volatilität und stärkeren Preisausschlägen führen. Dieser Effekt, gepaart mit technischen oder psychologischen Faktoren könnte den Goldmarkt anfälliger für Schwankungen gemacht haben.

Da sich ein Großteil des physischen Goldes in den Händen der Verbraucher (in Form von Schmuck oder z.B. elektronischen Geräten), privaten Anlegern oder auch Unternehmen wie beispielsweise Juwelieren befindet und damit zumindest kurzfristig nicht direkt am Markt verfügbar ist, könnte das Verhalten von großen institutionellen Investoren erhebliche kurzfristige Auswirkungen auf den Goldpreis haben.

Fazit und Ausblick

Eine endgültige Beurteilung der Ursachen für den jüngsten Rückgang des Goldpreises ist nicht möglich. Wie beschrieben gibt es viele verschiedene Einflussfaktoren. Wahrscheinlich wird es niemals möglich sein, die tatsächlichen Ursachen für den Preisverfall zu identifizieren.

In den kommenden Tagen und Wochen werden wir sehen, ob die jüngste Entwicklung nur eine Preiskorrektur war oder ob der langjährige Goldpreisanstieg womöglich vorüber ist und wir erst einmal einen längeren Rückgang vor uns haben.

Wie wir schon oft empfohlen haben, sollten private Anleger sehr vorsichtig sein, falls sie mit Gold spekulieren möchten. Wir sehen Gold mehr als eine Art von Versicherung an, die Anlegern helfen kann, Ihr Vermögen breit zu streuen und den Wert Ihres Vermögens gegen mögliche Schwankungen und wirtschaftliche oder andere Krisen besser abzusichern. Das bedeutet auch, dass Anleger aus unserer Sicht – wie in andere Anlageklassen auch – nur einen Teil ihres Vermögens in Gold anlegen sollten.


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